SJC Hövelriege gewinnt den bedeutenden Julius-Hirsch-Preis des DFB

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Der Julius-Hirsch-Preis des DFB wurde am Freitag (11.10.2013) im historischen Rathaus der Stadt Köln an den Sport- und Jugendclub Hövelriege verliehen.Julius-Hirsch-Preis: “Mit den Gefahren leben wir heute noch”

Am Freitag in Köln, als die Gedanken der meisten Fußballfans schon weit voraus in die Zukunft eilten – gegen die Iren konnte die deutsche Mannschaft schließlich endgültig das WM-Ticket lösen -, war der Nachmittag dem Gedenken und Erinnern gewidmet. In der Piazetta des Historischen Rathauses der Stadt Köln verlieh der DFB zum neunten Mal den Julius Hirsch Preis.
“Jede Generation braucht ihre eigene Form der Erinnerung. Mit dem Julius Hirsch Preis erinnert der Deutsche Fußball-Bund an die Opfer des Faschismus und gibt ihnen ihr Gesicht und ihre Biografie zurück”, sagte die Schauspielerin Iris Berben, die eine bewegende Laudatio auf den diesjährigen Sieger hielt.

SJC Hövelriege mit Julius Hirsch Preis geehrt
Der Sport- und Jugendclub Hövelriege hatte im Juli 2012 mit einer Gruppe von 40 Jugendlichen Gedenkstätten der SS-Massaker im griechischen Kalavrita und Distomo besucht. Dort führten die jungen Fußballer auch ein langes, schweres Gespräch mit Irina Lichouriti, deren Bruder und Vater 1943 umgebracht wurden. Soldaten der deutschen Wehrmacht erschossen damals innerhalb von drei Stunden mehr als 600 Männer. Vorbereitet wurde die Reise durch intensives Lesen und Lernen, nach der Rückkehr verarbeiteten die Hövelrieger Jugendlichen das Erlebte in einem Theaterstück. Dafür wurde der Klub vor wenigen Wochen vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien bereits ausgezeichnet. Am Freitagnachmittag erhielten sie aus den Händen von Andreas Hirsch, dem Enkel des ehemaligen Nationalspielers, und im Beisein von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach den Julius Hirsch Preis 2013. 
Denjenigen, die mit einem schulterzuckenden “Was soll das?” reagieren, und lamentieren, das sei doch alles schon so lange her, entgegnete Niersbach mehrfach mit dem Hinweis auf die aktuelle Bedeutung und dass es keineswegs veraltet sei, ein Zeichen für das “Nie wieder” zu setzen. “Wir leben auch heute noch mit diesen Gefahren, auch wenn es nur um eine verschwindende Minderheit geht. Dafür muss man nur die Zeitung aufschlagen”, sagte Niersbach. “Es geht uns mit dem Preis nicht ausschließlich um die Vergangenheit.”

Gemeinsam mit Niersbach waren auch Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball, die frühere Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock und Ehrenspielführer Uwe Seeler Gäste der Preisverleihung. … 
Der Schauspieler und Pädagoge Martin Bretschneider war auf die Idee einer Hövelrieger Reise in die Vergangenheit gekommen. Der 38-Jährige, der in Sönke Wortmanns “Wunder von Bern” den Hans Schäfer gespielt hatte, fühlt sich bestätigt: “Unsere Jugendlichen haben durch die Reise und die Begegnung mit den Überlebenden ein Bewusstsein für die Dimension des Verbrechens bekommen, das nicht an der Schulbank oder im Lesesaal entsteht. Sie haben seitdem ein sehr waches Auge für Tendenzen und Entwicklungen.”
Weitere Preise an Nürnberger Fans, den SC Heuchelhof und Ronny Blaschke.Der DFB verleiht den Preis seit 2005. Julius Hirsch war ein Nationalspieler jüdischen Glaubens. Er wurde im März 1943 von den Nazis – wahrscheinlich nach Auschwitz-Birkenau – deportiert und ermordet.