Das Arche Noah Projekt

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Panorama

Die Geschichte der 
Arche Noah

Kennt ihr die Geschichte von der Arche Noah? Die Arche ist ein Schiff und Noah ist der Mann der zusammen mit seinen Söhnen dieses Schiff gebaut hat. Noah hat das Schiff gebaut weil Gott es ihm gesagt hat. Gott war sauer auf die Menschen. Er meinte sie seien schlecht. Vielleicht dachte er auch nur, sie würden ihn nicht genug achten. Vielleicht war Gott auch unzufrieden mit sich selber, weil er die Welt nicht so richtig vollkommen hingekriegt hatte, als er sie erschuf. Wir wissen es nicht. Jedenfalls wollte er eine Sintflut schicken, um alle Menschen und Tiere in den Wassermassen ertrinken zu lassen. Nur Noah und seine Familie nicht. Sie sollten sich auf das Schiff begeben und so gerettet werden. Und sie sollten von jeder Art Tier ein Paar mit in die Arche nehmen. Als das Schiff fertig war und Noah und seine Familie und die Tiere an Bord waren, ließ Gott es heftig regnen und die Flüsse und Meere über die Ufer treten. Alles wurde übersch-wemmt. Nach vierzig Tagen flossen die Wasser-massen wieder ab.

Die Arche Noahs strandete auf einem Berg. Schließlich konnten alle aussteigen und langsam die Erde neu beleben und besiedeln.

Die Geschichte ist schon ganz alt. Es ist eine Geschichte aus der Bibel. Sie wurde schon erzählt, lange bevor Jesus lebte und das ist ja auch schon einige Zeit her.

Arche

Ob sich die Geschichte so abgespielt hat? Vielleicht haben sich die Menschen die Geschichte damals auch ausgedacht um besser mit ihren Ängsten und Hoffnungen zurechtzukommen. Sie waren den Naturgewalten – Fluten, Dürre, Erdbeben, Stürme, wilden Tieren – ja noch mehr ausgeliefert als wir heute. Sie wollten das alles besser verstehen, an einem sicherem Leben arbeiten und die Hoffnung bewahren, gerettet zu werden.

Arbeit

Die Kinder und Erwachsenen der Kinderarbeit haben sich schon mit der Geschichte beschäftigen. Da gab und gibt es viel zu tun. Es wird gemalt, getöpfert, geschnitzt. Es werden Lieder gesungen und Theater gespielt. Die Geschichte der Arche Noah wird ausführlich erzählt und besprochen. 
Wir werden auch daran denken, wie Menschen woanders in der Welt heute noch von schlimmen Naturkatastrophen betroffen sind. (Bei uns passieren solche Katastrophen ja fast nicht. Wir müssen eher aufpassen, dass wir nicht vor ein Auto laufen.)

Schönes Wetter – Schlechtes Wetter

Wettermann

Schlechtes Wetter gibt es nicht. Es gibt nur schlechte Kleidung.
Die Mutter nimmt den Regenschirm – zur Nasswerdungsvermeidung.
Auch ich zieh mir was Warmes an. Ich will im Herbst nicht frieren.
Wer Kleidung spart, wird immer dann, die Jahreszeit verlieren.

Der Frühling lockt, die Sonne lacht. Das Wetter bringt den Wandel.
Ich hab die Winterschuh verpackt, Pullover, Schal und Mantel.
Im Sommer wird das Wasser knapp. Die Hitze steigt auf Dreißig.
Der Mensch legt alle Kleider ab. Das Nackte zeigt sich fleißig.

Die Winterzeit bei Eis und Schnee bringt bitterböse Kälte.
Der Frost tut auch den Kindern weh. Wer sich nicht wärmt, kriegt Schelte.
Die Menschen ziehen Pelze an und hüllen sich in Decken.
Wer sich mit Zeug nicht warmen kann, muss bitterlich verrecken.

Das Wetter je nach Jahreszeit ist jahreszeitverschieden.
Doch was das Wetter alle Zeit, das ist geheim geblieben.
Die Wetter wettern fürchterlich. Sie wettern mit den Winden.
Die Wetter sind es je für sich, die Sonn’ und Regen binden.

Wetterlied

Allein ist jedes Wetter schlecht. Auch gut alleine zählt nicht.
Was einmal gut, wird wieder schlecht. Schlechtes mit Gut vermählt sich.
Denn Sonn’ und Regen im Extrem bringen nie Wetters Segen.
Abwechslung bringt der Sonnenschein stets nur gepaart mit Regen.

Natur und Menschen freuen sich, wenn Sonne nach dem Regnen
Die feuchten Wiesen sommerlich mit Wärme reichlich segnen.
Dann liegen Nebel über’m Feld mit zarten, leichten Schleiern.
Der Nebel fast nach oben füllt. Es beginnt das Hoch-Zeit-Feiern.

Die Sonne paart mit Regen sich, das Gute mit dem Schlechten.
Der Gegensätze Kampf ist Pflicht. Der Streit bringt uns zum Rechten.
Wenn Sonnenwärme Wasser find’, kommt Wettergott geflogen.
Des Wassers und der Sonne Kind, das ist der Regenbogen.

Der Regenbogen zeigt uns an, dass Sonnenlicht beim Regnen
Als Licht im Tropfen strahlen kann, wenn beide sich begegnen.
Der Bogen heißt Vereinigung, auch die von Gegensätzen.
Der Gegner der Bereinigung des Streits kann nur noch schwätzen.

Drum lern’ vom Wetter, wenn es gut: Bald wird es wieder schlechter,
Stets wenn das Wetter launisch ist, stimm ein in das Gelächter:
„Denn wenn der Hahn kräht auf dem Mist,
Ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist.”

Kampf Gutes Wetter Schlechtes Wetter

Kampf: Gutes Wetter – Schlechtes Wetter

Text: Willy Bretschneider

Regenbogen
Arche 1. Entwurf
Regentanz

Mayim mayim (Wasser Wasser)
(Ein populärer israelischer Tanz. Er wurde 1937 zur Feier der Entdeckung von Wasser in der Wüste gestaltet.)
Ushavtem mayim b’sason mimainei hayeshua
Ushavtem mayim b’sason mimainei hayeshua
Mayim mayim mayim mayim, hey, mayim b’sason
Mayim mayim mayim mayim, hey, mayim b’sason
Hey, hey, hey, hey
Mayim mayim mayim mayim mayim mayim b’sason
Mayim mayim mayim mayim mayim mayim b’sason
Wetterfeier
Töpfern
Malen
Weltkindertag

Präsentation des Wetterlieds beim Weltkindertag im HOT Hövelhof.
Theaterworkshop

Vorführung des Arche Noah Theaterstücks während der Weihnachtsfeier der Jugendmannschaften des SJC.

Der Gang der Israeliten durch die Wüste nach dem Auszug aus Ägypten

Vierzig lange Jahre zogen die Hebräer (Israeliten) laut Bibel durch die Wüste, um endlich Kanaan, das Gelobte Land zu erreichen, aus dem sie einst nach Ägypten ausgewandert waren. Moses und sein Bruder Aaron befreiten das Volk aus der immer größer werdenden Unterdrückung durch den Pharao und führten es in das Land, in dem „Milch und Honig“ fließen. So lautete das göttliche Versprechen, verkündet durch den Mund des Moses. Also machten sich die Hebräer auf den Weg.
Wie konnten die Hebräer ihren Durst in der Wüste löschen? Wie haben sie sich Tag für Tag ernähren und am Leben halten können? Wie bewältigten Moses und Aaron das Aufbegehren und Murren des Volkes?

Manna und Wachteln spendete Gott den Hebräern als tägliche Speise. Sie mussten aufgelesen werden. Für dieses Wunder gibt es natürliche Erklärungen: Manna sondert sich aus einer Pflanz ab, dessen Rinde von Insekten angesaugt wird, und die Vögel sind zu erschöpft, um zu fliehen, wenn sie die Wüste als Nachtlager während des Vogelzuges aufsuchen. Das waren die einzigen Nahrungsmittel der Hebräer während der angeblich 40-jährigen Wanderung.

Demo gegen Hunger

Die Israeliten “murren” gegen Moses. Sie haben Hunger und demonstrieren: “Essen für Alle”.

Lebensbedrohlicher Hunger und Mangel an Nahrung und Wasser sind von uns und von den Kindern kaum nachvollziehbar, da uns zu jeder Zeit alles im Überfluss zur Verfügung steht. Wir wissen aber, dass zwei Drittel der Weltbevölkerung hungert und stehen diesem Skandal mit unserem Wissen hilflos gegenüber. Das Problem der Ernährung ist heute so aktuell wie vor 3000 Jahren in alttestamentlichen Zeiten.

Demo Sportfest

Ausnahmsweise ist es nicht Jahwe sondern der Vereins-vorsitzende der den Demonstranten hilft: Ab jetzt ist heute alles kostenlos!

Sieben Wochentage hatten wir zur Verfügung und beschlossen, siebenmal mit den Kindern den Gang durch die Wüste als den Gang von der Furlbachschule zum SJC-Gelände anzutreten. Jeder Tag war ein neuer Aufbruch und führte uns an eine neue Stelle der biblischen Erzählungen. Norbert war Moses, Thomas spielte den Aaron.

Wanderung

Wanderung durch die Wüste
In der Oase

In der Oase

Die Kinder und Betreuer bekamen wüstentaugliche Gewänder, die sie sich überstreiften und stellten somit das Volk der Hebräer dar. Jeden Tag trug Moses eine kleine Erzählung aus dem Alten Testament vor, mit der die Wanderung begann.

Zelte
Text
Mannabuchstaben
Singen

Reinhilde, die uns an allen Tagen mit ihrer Gitarre an einer Weggabelung begegnete, sang mit uns das mittlerweile allen bekannte Lied: Wachteln und Manna.
Bilder
Moses Wasser

Neben den Wüstenwanderungen und Spielen hatten die Kinder auch mithilfe der Tischlerwerkstatt Buchstaben hergestellt, die sie bemalten und zu den Wörtern: OASE, WÜSTE, WASSER, MANNA, WACHTELN, UTOPIE, MILCH UND HONIG zusammensetzten. Das waren die Begriffe, mit denen wir die Stationen der jeweiligen Tage benannten. Die Buchstaben waren an den jeweiligen Stellen auf dem Gelände angebracht. Außerdem malten die Kinder Bilder.

Milch und Honig

Schließlich wurde das Land, in dem Milch und Honig und Schokolade fließt, erreicht!

SJC Hövelriege gewinnt den bedeutenden Julius-Hirsch-Preis des DFB

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Der Julius-Hirsch-Preis des DFB wurde am Freitag (11.10.2013) im historischen Rathaus der Stadt Köln an den Sport- und Jugendclub Hövelriege verliehen.Julius-Hirsch-Preis: “Mit den Gefahren leben wir heute noch”

Am Freitag in Köln, als die Gedanken der meisten Fußballfans schon weit voraus in die Zukunft eilten – gegen die Iren konnte die deutsche Mannschaft schließlich endgültig das WM-Ticket lösen -, war der Nachmittag dem Gedenken und Erinnern gewidmet. In der Piazetta des Historischen Rathauses der Stadt Köln verlieh der DFB zum neunten Mal den Julius Hirsch Preis.
“Jede Generation braucht ihre eigene Form der Erinnerung. Mit dem Julius Hirsch Preis erinnert der Deutsche Fußball-Bund an die Opfer des Faschismus und gibt ihnen ihr Gesicht und ihre Biografie zurück”, sagte die Schauspielerin Iris Berben, die eine bewegende Laudatio auf den diesjährigen Sieger hielt.

SJC Hövelriege mit Julius Hirsch Preis geehrt
Der Sport- und Jugendclub Hövelriege hatte im Juli 2012 mit einer Gruppe von 40 Jugendlichen Gedenkstätten der SS-Massaker im griechischen Kalavrita und Distomo besucht. Dort führten die jungen Fußballer auch ein langes, schweres Gespräch mit Irina Lichouriti, deren Bruder und Vater 1943 umgebracht wurden. Soldaten der deutschen Wehrmacht erschossen damals innerhalb von drei Stunden mehr als 600 Männer. Vorbereitet wurde die Reise durch intensives Lesen und Lernen, nach der Rückkehr verarbeiteten die Hövelrieger Jugendlichen das Erlebte in einem Theaterstück. Dafür wurde der Klub vor wenigen Wochen vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien bereits ausgezeichnet. Am Freitagnachmittag erhielten sie aus den Händen von Andreas Hirsch, dem Enkel des ehemaligen Nationalspielers, und im Beisein von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach den Julius Hirsch Preis 2013. 
Denjenigen, die mit einem schulterzuckenden “Was soll das?” reagieren, und lamentieren, das sei doch alles schon so lange her, entgegnete Niersbach mehrfach mit dem Hinweis auf die aktuelle Bedeutung und dass es keineswegs veraltet sei, ein Zeichen für das “Nie wieder” zu setzen. “Wir leben auch heute noch mit diesen Gefahren, auch wenn es nur um eine verschwindende Minderheit geht. Dafür muss man nur die Zeitung aufschlagen”, sagte Niersbach. “Es geht uns mit dem Preis nicht ausschließlich um die Vergangenheit.”

Gemeinsam mit Niersbach waren auch Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball, die frühere Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock und Ehrenspielführer Uwe Seeler Gäste der Preisverleihung. … 
Der Schauspieler und Pädagoge Martin Bretschneider war auf die Idee einer Hövelrieger Reise in die Vergangenheit gekommen. Der 38-Jährige, der in Sönke Wortmanns “Wunder von Bern” den Hans Schäfer gespielt hatte, fühlt sich bestätigt: “Unsere Jugendlichen haben durch die Reise und die Begegnung mit den Überlebenden ein Bewusstsein für die Dimension des Verbrechens bekommen, das nicht an der Schulbank oder im Lesesaal entsteht. Sie haben seitdem ein sehr waches Auge für Tendenzen und Entwicklungen.”
Weitere Preise an Nürnberger Fans, den SC Heuchelhof und Ronny Blaschke.Der DFB verleiht den Preis seit 2005. Julius Hirsch war ein Nationalspieler jüdischen Glaubens. Er wurde im März 1943 von den Nazis – wahrscheinlich nach Auschwitz-Birkenau – deportiert und ermordet.

Du sollst nicht töten! – Jugendtheatergruppe

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Die Jugendtheatergruppe des SJC Hövelriege spielt:

Du sollst nicht töten!

Aus der Neuen Westfälischen Schloß Holte-Stukenbrock (3.4.2013):

Schwarzes Tuch über Kalavrita

800.000 Menschen getötet, Hyperinflation, Hungersnot, Wehrmacht wichtige Rohstoffe konfisziert, komplette Infrastruktur zerstört, eine Million Menschen obdachlos, deutsche Unternehmen haben profitiert. Wie aus der Pistole geschossen werden die Fakten im Chor heruntergerattert. Auf diese fast nüchterne Aufzählung folgt der zu Tränen rührende Bericht von Oma Irina (Anita Prill) über den Tag, als “ein schwarzes Tuch über Kalavrita gelegt wurde”.
Am 13. Dezember 1943 haben deutsche Soldaten den meisten ihrer Familienmitglieder das Leben genommen. Ähnliches hat sich auch in anderen Dörfern zugetragen. In dem Stück “Du sollst nicht töten” geht es um Jugendliche, die sich mit der Griechisch-Deutschen Geschichte auseinandersetzen und zeitgleich versuchen, die eigenen Schwierigkeiten des Lebens zu bewältigen.
Den Zuschauern wird am vergangenen Samstagabend im SJC-Sportheim ein aufwühlender Theaterabend geboten. “Das Stück hat mich so sehr getroffen”, berichtet Markus Kerkemeyer, “dass ich am Schluss noch damit beschäftigt war, den Inhalt zu verarbeiten und fast das Klatschen vergessen hätte.” Ähnlich geht es auch Reiner und Franziska Hammeran. Sie sind von der schauspielerischen Leistung der Heranwachsenden beeindruckt. “Diese ineinander geschachtelten Problemlagen so sauber zu spielen, zeugt von großem Talent”, sagen die beiden Zuschauer.
Diese Mischung aus Alltagsschwierigkeiten und nachwirkender Zeitgeschichte haben sich die Jugendlichen der Theatergruppe von Schauspieler Martin Bretschneider selbst gewünscht. Nach der Griechenlandfahrt im vergangenen Sommer – die in diesem Jahr die Naziverbrechen an der griechischen Bevölkerung thematisierte – will Bretschneider nämlich von den Jungen und Mädchen erfahren, womit sie sich bis Ostern beschäftigen sollen. Einerseits möchten die jungen SJCer jugendrelevante Probleme aufgreifen. Andererseits hat sie die Begegnung mit Irina Lechouriti nicht losgelassen.
Im August 2012 lernen sie die alte Griechin aus Kalavrita kennen, die das Massaker der deutschen Wehrmacht von 1943 als kleines Mädchen miterlebt hat. Mehr als 650 Männer und Jungen sind an einem Vormittag erschossen worden. “Diese und andere Fakten haben wir zwar gewusst”, berichtet Luis Hansjürgen, “aber auf die emotionale Erzählung waren wir nicht vorbereitet.” “Wir haben alle geweint”, sagt Mitdarstellerin Anita Prill.

Du sollst nicht töten!

Griechenlandfahrt 2012: Gedenkstätten der Verbrechen der deutschen Wehrmacht

Gedenkstättenfahrt
Treffen mit Berichterstattern
Gedenkstätte

Griechenlandfahrt 2012

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Unsere Reise zu den Gedenkstätten in
Distomo und Kalavrit

(Den ausfühlichen Bericht finden sie hier als PDF-Datei: Bericht zum Besuch der Gedenkstätten.pdf)

Unsere diesjährige Jugendfahrt nach Griechenland vom 7. bis zum 28. Juli war anders als alle unsere Reisen zuvor. Wir hatten als Thema das traurigste Kapitel der deutsch-griechischen Geschichte gewählt: Die Zeit der deutschen Besatzung von 1941 bis 1944 und im Besonderen die Massaker der Wehrmacht und der SS in Kalavrita und Distomo.
Viele von uns wussten wenig darüber, dass die Nazis im Zweiten Weltkrieg auch Griechenland besetzt hatten, das Land komplett ausplünderten, Rohstoffe, Lebensmittel, antike Schätze sowie das Gold und Geld der griechischen Banken raubten, dabei hunderte Dörfer zerstörten und etwa 800 000 Menschen töteten.
In Kalavrita erschossen am 13.12.1943 Soldaten der Wehrmacht innerhalb von drei Stunden über 600 Männer, in Distomo ermordeten SS-Männer am 10.06.1944 an einem einzigen Nachmittag auf sadistische Weise 218 Männer, Frauen, Kinder und gar Säuglinge. „Vergeltungsmaßnahmen“ nannten die Nazis das, denn in der Umgebung der beiden Orte hatten griechische Partisanen deutsche Soldaten erschossen.
Bei der Vorbereitung unserer Reise erhielt ich Kontakt zu Charilos Ermidis in Kalavrita und zu Damon Vassiliadis in Distomo, die uns bei der Planung unserer Gedenkstättenreisen sehr hilfreich waren. Beide gehören dem Nationalrat für Entschädigungsforderungen in Griechenland an, der 1966 von dem Freiheitskämpfer Manolis Glezos gegründet wurde. Glezos, der heute 90 Jahre alt ist, hatte am 30. Mai 1941 die Hakenkreuzfahne von der Akropolis gerissen und damit den griechischen Widerstand begründet.
In Kalavrita führte uns Charilos Ermidis zunächst zu der Schule, in der die Frauen und Kinder als Geiseln gehalten wurden, während man oberhalb des Ortes die Männer erschoss. Hier ist jetzt das Museum. Nach dem Besuch des Museums folgten wir einer Einladung des Bürgermeisters von Kalavrita ins Rathaus, der uns für unser Engagement dankte und seiner Hoffnung für eine zukünftige Verständigung zwischen den beiden Völkern Ausdruck gab. Dann fuhren wir hinauf zur Gedenkstätte, wo wir einen Kranz niederlegten. 
Das anschließende Gespräch mit vier Überlebenden des Massakers in Kalavrita gehört zu den traurigsten und bewegendsten Momenten meines Lebens. Eine 72jährige Frau und drei Männer über 80 saßen vor uns, der älteste war 89 Jahre alt, alle drei wirkten sehr fit für ihr Alter. Nachdem Charilos uns vorgestellt hatte, begann die Frau, Irina, zu erzählen. Sie war am 13.12.1943 vier Jahre alt gewesen und hatte drei Schwestern. Gemeinsam mit ihrer Mutter wurden sie mit den anderen Kindern und Frauen des Dorfes in die erwähnte Schule gesperrt. Durch die Fenster konnten sie sehen, wie ihre Ehemänner, Väter, Söhne und Brüder – alle Männer ab 14 Jahren – aus dem Dorf geführt und erschossen wurden. Irina hatte kaum fünf Sätze auf Griechisch gesprochen, als sie selbst und unsere beiden Dolmetscherinnen Margarita und Elefteria zu weinen begannen. Margarita übersetzte immer nur wenige Sätze, doch genug für uns, um das unglaubliche Leid zu verstehen, dass die vier erfahren hatten. Auch vielen von uns liefen bald die Tränen. „Meine Mutter sagte, über Kalavrita solle ein schwarzes Tuch gedeckt werden, worauf steht, dass nie wieder Deutsche Kalavrita betreten dürfen. Aber ich denke nicht so“, sagte Irina weinend, „ich finde es gut, dass Ihr gekommen seid, und ich wünsche Euch allen Frieden und Glück.“ Dann küsste sie jeden Einzelnen von uns auf beide Wangen und ging.
In Distomo trafen wir Damon Vassiliadis. Er ist 75 Jahre alt, hat in München studiert und spricht perfekt Deutsch. Damon brachte uns zunächst ins Rathaus und stellte uns der stellvertretenden Bürgermeisterin vor, dann führte er uns direkt hinauf zum Mausoleum, der Gedenkstätte von Distomo. Wir legten auch hier einen Kranz nieder und hielten eine Schweigeminute. Dann gingen wir ins Museum, das wesentlich kleiner ist als das von Kalavrita. Dort sahen wir eine Dokumentation über die Geschehnisse des 10.06.1944, die leider vollständig in griechischer Sprache und ohne Untertitel war. Aber vielleicht war das auch ganz gut, denn was die SS-Männer mit den 218 Frauen, Kindern, Männern und Säuglingen gemacht haben, war so schrecklich, dass ich es an dieser Stelle nicht wiederholen möchte. Die Bürgermeisterin hatte nach der Dokumentation Tränen in den Augen, sie hat Verwandte unter den Opfern. Auch sie bedankte sich für unseren Besuch und wünschte uns Glück.
 
Gedenkstätte Distomo 
In beiden Orten machten wir abends ein Fußballspiel, in Kalavrita gewannen wir mit 2:1, in Distomo gab es ein 1:1 Unentschieden, aber die Ergebnisse waren nicht so wichtig. Beide Spiele waren von großer Vorsicht und Fairness geprägt, schließlich wussten alle, warum wir hier waren. Wir bekamen Wimpel und schenkten beiden Mannschaften einen Ball. In Distomo dankte der Vereinsvorsitzende jedem von uns mit einer Medaille mit der Aufschrift „Märtyrerstadt Distomo“, es wurden viele Hände geschüttelt und Fotos gemacht.


Kalavryta
Kalavryta

Interessierte Jugendliche / vertiefte FreundschaftenZwei Dinge waren für mich auf dieser Fahrt besonders wertvoll. Erstens, wie bereitwillig, offen und interessiert unsere Jugendlichen und jungen Erwachsenen für das schwierige Thema waren. Niemand machte blöde Witze, zeigte sich gelangweilt oder genervt. Wir überprüften unser eigenes Verhalten in Bezug auf unsere Gruppennamen “Verantwortung”, “Engagement”, “Offenheit”, “Toleranz” und “Verständigung” und gingen meiner Ansicht nach sehr gut miteinander um.Zweitens erlebte auch unser Verhältnis mit den Griechen eine positive Veränderung. Wir bemerkten, wie sehr der Zweite Weltkrieg in der Erinnerung der Griechen verwurzelt ist, und wie jeder Deutscher zunächst einmal als ein Nachfahre derjenigen angesehen wird, die damals so schreckliche Verbrechen begingen. Immer wenn wir jedoch von unserer Beschäftigung mit den deutschen Kriegsverbrechen in Griechenland erzählten, ging ein Leuchten des Erstaunens und der Anerkennung durch die Gesichter unserer Gesprächspartner. Ich glaube, selbst unsere langjährigen Freundschaften zu Griechen in Roitika und Patras wurden dadurch noch vertieft.

In der aktuellen Krise, seit der fast alle unsere griechischen Bekannten monatlich bis zu 50 % weniger Geld auf dem Konto haben und viele arbeitslos geworden sind, wird jede Äußerung von deutscher Seite genau wahrgenommen. Viele empfinden die Kontrolle der Troika als Bevormundung oder gar als „erneute Besatzung“. Unsere Anerkennung des erlittenen Leides der Menschen, unser Mitgefühl und unsere Gesprächsbereitschaft wurden von den Menschen dankbar angenommen. Das erfüllt auch uns mit Zufriedenheit und lässt uns auf zahlreiche weitere Griechenlandreisen hoffen!

Martin Bretschneider